Kapitel 2


2004-7-6

"Lysander? Tritt ein, komm näher! Nur noch einen kleinen Schritt, und ich kann Dir endlich den Hals umdrehen".

"Mariana! Du bist also wiederum hierher gekommen. Tritt etwas weiter hervor, daß ich Dich betrachten kann, in den letzten Strahlen der Sonne. Komm doch etwas näher, daß ich Dich mit Recht erschlagen kann, wenn Du mein Reich betrittst!"

"Nein, Lysander, komm Du näher heran, daß Du ein einziges Mal meine Grenzen verletzt. Daß ich endlich meine Hunde auf Dich hetzen kann. Oder fürchtet der edle Ritter der Sonne die Dunkelheit? Komm näher und liefere Dich mir aus, wie es uns seit Anbeginn bestimmt ist."

"Wieder treffen wir uns also im Zwielicht zwischen Tag und Nacht. Du, Lady Mariana, Herrin der Nacht, und ich, Lord Lysander, Fürst über den Tag. Zu Fuß und ohne Waffen. Beide gekommen, dem Spiel ein Ende zu setzen. Und dennoch können wir es nicht.

Sind wir denn auf ewig verdammt, uns hier einzufinden, Feinde und dennoch eins, zu empfinden, was ist, und doch nicht sein darf?"

"Oh, Lysander, könnte es nur anders sein. Könnte ich nur den Haß, der aus meinen Worten zu Dir spricht, in meinem Herzen empfinden. Tag und Nacht ist es nicht bestimmt, sich zu vereinen, und doch will ich nicht von Dir lassen. Aber die Zeit, die uns bleibt, verrinnt viel zu schnell. Zu schnell, um Dinge zu betrauern, die außerhalb unserer Macht liegen. Laß uns lieber glücklich sein im Moment, und das Zwielicht feiern, das Niemandsland, das unsere Reiche trennt."

"Oh Mariana, ich sehe eine Zeit kommen, da wir über unserer Liebe die Welt vergessen, und keiner von beiden heimkehrt in sein Reich. Wir werden noch Unheil über die uns Anvertrauten bringen, und unserer so tragischen Beziehung ein ebenso tragisches Ende setzen."

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Martin Spernau
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